Ausstellungsplan 2013

Rolf Münzner - Geithain

Die internationale Lithografie feiert ihn als einen ihrer Großmeister. Er avancierte geradezu zu deren Vorbild für brillante zeitgenössische Schablithografie, nicht zuletzt weil er das oft Disparate auf schlüssige Weise zusammenbringt: ein meisterhaft beherrschtes Handwerk mit überbordender Fantasie, hohe Sensibilität mit schrillem Welttheater, Groteske mit Melancholie und Drastik mit Poesie. Und man ist längst fasziniert von der Akribie seiner exzellenten Zeichnungen und Lithos, bevor man sich zu ihren an Metaphorik und Bedeutungen überreichen Inhalten durcharbeitet. Es sind paradoxe Szenen mit oft instabilen Figuren wie aus absurdem Theater – fantasiert von einem besessenen Zeichner, der geschlagen ist mit Wachheit und Erfahrung.
Die langatmige aber feinsinnige Prozedur des Schaffens am Stein bietet ihm genug Gelegenheit, sowohl dem eigenen Puls als auch den verqueren Weltimpulsen zu lauschen, die ihm das Leben, aber auch seine Lektüren immer wieder zuspielen und die in seine Zeichnungen poltern. So holt er sich grelle Bilder mit beunruhigend hintersinnigen Aussagen in seine Blätter.
Sein ausschließliches und unausschöpfliches Thema ist der Mensch. Ihn entbindet er mittels Schabeisen und feinster Nuancen aus dem Dunkel der Druckerschwärze und macht ihn zum Protagonisten fortwährenden Mühens und Scheiterns. Er zeigt ihn als Spieler und Gespielten, etwa auf Rundbühne und Karussell, oder der Mensch beim Sport als aktivistischer Eiferer auf Einrad und Schaukel, allgewärtig des Sturzes, Absturzes. Oder Münzner lässt sich auf Absurdes aus der Welt der Literatur ein und kreiert daraus eigenwillig Skurriles. So schafft er eine hochgradig intellektuelle Kunst, die immer auch Spiegel seiner skeptischen Weltsicht ist.

Prof. Dr. Edwin Kratschmer