Eva Bruszis
Sie fabuliert aus Passion, und dann wird es Poesie. Ihre phantastischen Einfälle vernetzt sie spielerisch zu engmaschigen Bildtexturen und verdichtet sie zu teils heiteren, zumeist aber elegischen Dichtungen. Sie liniiert, strichelt, schreibt, verspannt, verspinnt, verspult und verwebt feinste Linien zu filigranen Musterteppichen oder geheimnisvollen Gespinsten. So kreiert sie metaphernreiche, autonome Gebilde, die weit über die Wirklichkeit hinausreichen. Und in allem steckt eine Ursehnsucht nach Vertrautheit und Harmonie. Oft sind es Reflexionen auf menschliche Verstrickungen, Befindlichkeiten und Defizite im Spannungsfeld zwischen Mensch und Mensch als Zusammentreffen zweier Kosmen. Da rebelliert also jemand auf feinsinnige Weise gegen den Verlust der Empfindungsfähigkeit, aber auch gegen die Verödung der Phantasie und gegen sterile Funktionalität. Sie setzt auf Stille und Emotionalität, horcht in sich hinein, und so gerät ihr jedes Blatt auch zum Ventil für eigene Verwundungen, die mitunter auch Zeitbezogenes meinen. Dann schreibt sie - vielleicht als Antworten auf ein als gefährdet empfundenes Dasein -unter ihre Sinn-Bilder: „Kommunikationsverlust", „Im Strudel des Gefühls", „Entzweiung, Entfremdung, Entscheidung", „Amplituden des Lebens", „Unruh", „Manchmal ziehen wir bunte Schleier über das Grau" ... Schier unerschöpfliche gestalterische Inspirationsquelle ist ihr dabei das Experiment mit verschiedenen druckgrafischen Möglichkeiten. Jedes Blatt ein technisches Abenteuer und handwerkliche und spielerische Lust zugleich. Zunächst mit der Spitze der Radiernadel die Gravur ins harte Metall, dann das grafische Umgestalten mit Überzeichnungen, Übermalungen, Collagierungen, Materialdrucken. Die Freude am Entdecken bringt immer neue Kreationen hervor. Am Ende ist jede Bild-Findung eine ästhetische Kostbarkeit und „dem Auge ein Fest".
Dr. Maren Kroneck
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