Walter Herzog
Er vertraut seiner Zeichenkunst, die er mit spitzer Feder oder Nadelspitze und Lupe virtuos ausreizt. Er strichelt sich in Natur- und Lebensräume, die er mittels dichter Strukturen bis in geheimnisvolle Tiefen führt und gegen helle Flächen setzt. Auf solche Weise schafft er ein faszinierendes Spiel mit Licht und Schatten.
Er braucht die Naturvorgabe, den Gegenstand, um sie sich thematisch Untertan zu machen. So sind seine Zeichnungen vor allem Naturstücke,
die er zu autonomen Ensembles figuriert. Hierbei kann er elegische Stimmungen einbringen. Oft sind es Welten des Abschieds: einsame Waldstücke, verlassene Alleen, verfallene Brücken, versiegte Brunnen, Treppen in ein Nirgends. Mehr Stillleben als Flora oder Architektur. Eine nature morte. Schließlich gelangt er konsequenter Weise zu reinen Stillleben: Wie sich Licht in Kristallen bricht, in den Gläsern noch eine letzte Neige. Das Geschaute als eindringliche Vanitas-Darstellungen.
Er ist von reinem romantischem Gemüt und lebt eigentlich zeitversetzt. Ein seit zweihundert Jahren toter Wackenroder hätte sich vielleicht gern zu ihm gesellt: Die Welt sei eine Sache der leisen Lust, keinesfalls der Belustigung. Kunst sei ein Land der Zwischentöne, die sich jeder lauten Lebewelt entziehe; Gefühle allein seien realistisch, Definitionen seien nur Hülsen. Derart setzt auch Herzog - im Bürgerlichen doch ein Doktoringenieur!
- unserer schnelllebigen Technik- und Informationswelt seine akribischen, feinsinnigen, stillen Welt-Bilder entgegen. Hier liegt wohl auch das Geheimnis seines Erfolgs.
Dr. Maren Kroneck
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