Kurt Pesl
Wer sein siebzigstes Lebensjahr ansteuert, hat Lebenswerk zu bieten. Gleichzeitig staut sich Lebenserfahrung und will in neues Werk. So zeigen sich in ihm Herweg und Ankunft zugleich. Doch auch die Ankunft ist ein Vorläufiges.
Seit Kurt Pesl vor 14 Jahren - spät also - den freien Flug in die freie Kunst gewagt hat, hat sich ein umfangreiches Oeuvre angesammelt, in dem Kontinuität und Programm stecken, zunehmend ausgeweitet in Richtung Gegenstandslosigkeit. Gesteigert hat sich sein Krisen- und Kollapsbewußtsein angesichts seiner zunehmenden Erfahrung über die ständig stattfindenden kurz- und langfristigen Bio- und Geokatastro-phen auf diesem Planeten. Seine sensible Anamnese der Natur hat sich - scheints - von der Präzision hin zur Spontaneität verlagert, wobei sein besonderes Interesse für abgelebtes und abgelegtes Leben, für die Phasen des Verfalls und Weggehens erhalten geblieben ist. Sein Grundsatz: „Für mich gibt es nichts Totes; alles spricht und zeigt." Daher drängt es ihn auch immer wieder zu naturalistischen Studien, aber mittendrin kippt das Abbildhafte in Amorphes, und er schreibt, schabt, kratzt, spritzt, übermalt und läßt sich auf diese Weise „andere Bilder" kommen, die er nun weiterführt. Am Ende bleiben nur noch Rest-Posten, Über-Reste, Relikte von der Gegenstandswelt übrig, während es sich drumherum unheimlich ballt. Gesteigert hat sich also die Heil-Dunkel-Spannung, das Zwielichtige, Stimmungs volle, Bedrohliche, Rätselhafte, Andeutungsreiche, das durch die Phantasie des Betrachters ergänzt werden will. Also das Bild auch als dramatische Bewegung von Färb- und Formenergien mit lauernden Natur- einschlüssen: Bildnachrichten aus einer Vergänglichkeit, Vanitashinweise ...
Dr. Maren Kroneck
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