Horst Sakulowski
Der Stadt seiner Kindheit längst entwachsen und angekommen im Hochland der Kunst, gedenkt er in seinem vierten/fünften Lebensjahrzehnt mit seinen "Saalfelder Blättern" liebevoll, dankbar, aber auf grotesk-skurrile Weise seiner Geburtsstadt. Mit den heraldischen Wappentieren, zwei Barben, spielt er auf metaphorische, drastisch-ironische Weise, wie wir es von ihm auch sonst von seinen oft scharf-sinnig spitzen, irrealen Radierungen kennen. Er nennt die einzelnen Saalfelder Blätter "Spiel", "Sehnsucht", "Metamorphose", "Die Stunde der Uhr", "Transfusion" oder "
Der Märtyrer und seine Peiniger". Listig verwebt er in ihnen Historisches mit Subjektiv-Erfahrenem, -Befindlichem. Bringt er gar Sprache ein, so irrflunkert es: "Die Leuchtkraft der Fischwappenstruktur steht in genau umgekehrtem Verhältnis zur Segelstellung des magischen Würfels - allerdings nur bei Westwind." Das war 1989. Ist dieser versierte passionierte Zeichner/ Maler/Plastiker/Film- und Videokünstler Sakulowski, den wir in seinen bekannten Werken doch eher akribisch und mit ernsthaft hinterfragenden Inhalten kennen, also auch ein grotesker Infragesteller? Allenfalls wohl ein hintersinniger Melancholiker, etwa eben wenn er die Saalfelder Barben als pendelnde Kadaver in Uhrkästen hängt. Aus solchem Memento mache man sich einen Reim. "Vita et Vanitas!"- Leben und Eitelkeit, Leben und Irrsinn! - verheißt er denn auch zu Beginn des neuen Millenniums. Und sein zeitlos dahinströmendes Video-Endlos-band "Zeit-Landschaften" kommentierter: "So ist die Welt, so geht sie weg." Sein Generalthema also: das Verhältnis von Ewigkeit zu schneller Stunde, von Kontinuität zu stetem Wandel. Und in ihm will er seine Welterfahrung mit seiner Hoffnung zusammengeführt wissen.
Dr. Maren Kroneck
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