Lutz Gode
Die Philosophie, zu der er sich bekennt: Jede Aktivität schließe ihr Gegenstück, die Lethargie, ein: die Aktion das Nichtstun, den Müßiggang, ein triviales Unterhaltungsbedürfnis. Wer sich jedoch nur an Äußerlichkeiten berausche, bediene die Lebenslüge und lande schließlich via Gleichgültigkeit und Ignoranz im kriminellen Underground, in der Verrohung. Da verweist also ein Maler-Moralist auf jenes Reich der Moral, in dem beständig Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht, Macht und Machtmißbrauch, Schönes und Häßliches in bunter Abfolge verführerisch changieren.
Als Maler bewege er sich beständig zwischen diesen Polen, auch zwischen den Polen Geburt und Tod, Werden und Vergehen. Die Welt sei ihm wie eine großartige Landschaft mit vielfältigen und phantastischen Profilen, die er zu porträtieren versuche. Dabei strebe er danach, für die Vielgestalt des Lebens jeweils eine konzentrierte Kunstform zu finden, die ihm erlaube, seine Sinnlichkeit voll zum Ersatz zu bringen. Wie aber solch mächtigem Augenblick Dauer verleihen? Am Ende gebe es im Schaffensprozeß nur noch die Entscheidung: Kunst oder Nichtkunst, Gestalt oder Gestaltlosigkeit, Architektur oder Urform. Und in der Endkonsequenz überführt er mittels Bodypainting die Naturform in eine Kunstform.
Wenn einer - wie Lutz Gode - seit Jahrzehnten an einer Pädagogischen Hochschule künstlerische Gestaltung lehrt, baut er sich allmählich eine Gestaltungstheorie auf, der er sein Kunstschaffen entweder anpaßt oder mit deren Hilfe er es zu erklären versucht. So haben wir es bei Code mit einer Kunst zu tun, die manches Eigen-Theoretische umsetzt. Einst hatte auch er „jung-wild" über alle Stränge geschlagen, doch mit dem Prozeß angestrengter intellektueller Reflexionen geriet er zusehends auf den Weg gestalt-theoretischer „Abklärung". Die Bildtitel verraten indes eine Lust zu ironischer Brechung.
Prof. Dr. Edwin Kratschmer
zurück zur Liste