Urs Grosch
Grosch ist Maler aus Leidenschaft. Farbe bedeutet ihm Verlockung, Herausforderung und Lust, und impulsiv und genussvoll richtet er seine Farbmahle an. Also Malen auch als Entspannung und Entkrampfung, als Ventil, als affektiver, eruptiver Akt innerer Befreiung. Er liefert sich den Farben geradezu aus, arbeitet mit breiten Pinseln, Spachteln, Fingern und Händen, peitscht die Farben auf die Flächen, lässt sie züngeln, flammen und explodieren. Dabei lebt er sich zwischen den Polen Überschwang und Schwermut aus. Plötzlich stocken die kraftvollen Pinselhiebe und lösen sich unerwartet auf in Lineaturen und Farbklängen voller Zartsinn, und Poetisches kündigt sich an.
Manches verharrt im Skizzenhaften und Fragmentarischen als Indiz eines Augenblicks, dann wieder zelebriert er behutsam malerische Delikatessen mittels aufwendiger Lasuren. So entsteht ein intensives Wechselspiel zwischen expressiv aufgeladener Spannung und impressionistischer Leichtigkeit - eine Welt voller furioser Dynamik und Unmittelbarkeit und zugleich voller Duft und Frische. Üppige Blütenteppiche entfalten dann rauschhaft ihre wilde Pracht, Blüten greifen sinnlich in den Raum, tanzen, flirren und bersten.
In den Porträts offenbart sich eher sein melancholischer Schöpferpart. Oft hält er sich voller Neugier und Zweifel selber den Spiegel vor, und vor tiefem Rembrandt-Dunkel blitzen dann plötzlich Lichter. Oder er verzerrt Gesichter zu dämonischen Masken, die aus Goya- und Ensorwelten zu kommen scheinen. Doch versteckt sich dahinter kritischer Zeitgeist: der Künstler als "Auge der Gesellschaft".
Mit scharfer Beobachtungsgabe und zeichnerisch virtuos erforscht er menschliche Physiognomien, geht er Lebens- und Körperspuren nach und stenografiert er bewegte Solo-Stücke über menschliche Befindlichkeiten. Und ob er malt, zeichnet, designt, Architektur plant oder Musik macht - immer wieder verleiht er seiner Phantasie Flügel...
Dr. Maren Kroneck
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