Lothar Hammer
Wer seit Jahrzehnten so intensiv mit der Kunst gelebt hat, den drängt es vehement nach künstlerischem Ausleben. Als Emeritus kann er nun seiner schöpferischen Unrast vollends freien Auslauf gewähren. Da darf die Phantasie üppig sprudeln und wuchern! Die kleinen Formate füllen sich dann rasch mit Bildstenogrammen, die oft aus Landschaftsvorgaben exzerpiert werden; oder Figuren lassen sich darauf nieder, treten in Beziehung zueinander und haben sich in freier Komposition gefunden, ehe eine Semantik sie zu verknoten vermag. Nein, er ist keiner, der ein Bandmaß braucht oder gar ein Leitbild! Er schöpft aus seinem eigenen unerschöpflichen Fundus. Dabei malt er sich Stimmungen von der Seele, und die Ergebnisse geraten ihm bald duftig-transparent, bald grafisch-filigran, bald leuchtend-heiter oder auch melancholisch-trüb. Voller Neugier lässt er sich auch immer wieder auf bis dato Ungeahntes ein. Also zeichnen/malen, wie man Gedichte schreibt: ein Zeichen findet zum anderen, eine Farbe ruft eine andere. Am Ende ists eine Szenerie, die mehr Poesie ist als Realität. Oder er legt - wie weiland Paul Klee - Klanglandschaften als Farbfelder an. Oder er ornamentiert auf den Blattgevierten Klangteppiche aus Mustern und Chiffren, organisiert sie zu Spielwiesen mit geheimnisvollen Formen und Figuren. So ist ihm der freie Flug der Phantasie die liebste Methode, um damit jegliche Realität überflügeln zu können. Daher sind seine Bildfindungen gleichsam Vorstöße zu künstlerischen Abenteuern.
Stilverfestigung kennt er nicht. Immer neue Bildsprachen werden durchexperimentiert, Harmonien und Dissonanzen erprobt.
So lebt der Fünfundsiebzigjährige ganz in trauter Symbiose mit seiner Kunst.
Dr. Maren Kroneck
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