Biografie:
1925 in Erfurt als Sohn eines Artisten geboren
1943—1945 Soldat im zweiten Weltkrieg; schwere Verwundung
1947-1948 Besuch der Meisterschule für angewandte Kunst in Erfurt
1948—1952 Studium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst in Weimar (Lehrer: Hoffmann-lederer und Kirchberger) und an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee
1952-1954 Gebrauchswerber
1954—1960 Designer in der Vogtlandischon Textilindustrie; Beschäftigung mit Batik; erste Druckgrafiken
seit 1960 freischaffend als Maler und Grafiker in Erfurt
seit 1974 Herausgabe eigener Grafikmappen (»Mitgeschöpfe". „Unstrutland", «Signaturen")

Reisen nach Ägypten, Frankreich. Holland, Österreich, Polen, Rumänien, in die SU, die CSSR und nach Ungarn

Personalausstellungen u. a. in Altenburg, Bautzen, Bayreuth, Berlin, Bern bürg, Cambridge, Cottbus, Dresden, Erfurt, Erlangen, Gotha, Holle, Iserlohn, Jena, Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Magdeburg, Meiningen, Prag, Saalfeld, Sonneberg, Stendol, Stuttgart, Suhl, Unterwellenborn, Warnemünde, Weimar, Wemigerode

Beteiligung an Ausstellungen u. a. in Abu Dhabi, Aleppo, Aquila, Bagdad, Banska Bystrica, Bratislava, Budapest. Bukarest, Bytom, Damaskus, Feldkirch, Havanna, Kuweit, Leningrad, Lissabon, Moskau. Neu-Delhi, Paris, Prag. Rimini. Sint-Niklaas, Sofia, Tallinn, Timisoara, Vilnius, Warschau, Wien, Wroclaw

Werke in öffentlichen Sammlungenu. a. in Altenburg, Berlin. Bernburg. Budapest, Darmstadt, Dresden, Eisenach, Erfurt, Erlangen, Frankfurt/M.. Frankfurt/O., Gera, Gotha, Halle, Ilmenau, Jena. Karl-Marx-Stadt, Krakau, Leipzig, Leningrad, Lindau, Lublin, Meiningen, Mühlhausen, Nürnberg, Paris, Pescia, Prag, Rostock, Schwerin, Stendal, Warschau, Weimar, Wien

 

Alfred Traugott Mörstedt

„Bin ich Gott?" Paul Klee fragt sich's 1905 während eines Schaffensrauschs. Und dann: Das Genie sitzt „im Glashaus, ideengebärend.
Die Dämonskralle hackt . . . Dann kommen die Kunstfreunde: ,Neue Kunst' steht am ändern Tag in der Zeitung. Die Fachzeitschriften geben ihr einen Namen mit der Endung -ismus."

Oder liest man parallel zu Mörstedts Gebilden etwa Klees SCHÖPFERISCHE KONFESSION, wird einem offenbar, daß der Nachfahr Mörstedt in Klee einen Kunstkumpan hat: Beide glauben sie bedingungslos an den Souverän Ich, der auf kleines Format einen hochsensiblen grafischen Kosmos zu zaubern vermag, pures ästhetisches GeBild, das sich losgemacht hat vom „zähen Schlamm der Erscheinungswelt" und der Natur nun phantasievolle „Neubildungen" vorschlägt. Anstelle der konventionellen „Gemäldefestung" die „aphoristisch-vielverzweigte Grafik". Deren Formelemente: Gepunkt („Punktsaat"), Getupf, Gestrichel, Gefleck, Gefach, Geflecht, Geweb. Und damit „ein Bild bauen wie ein Haus", ein „Kunstwerk wie eine Genesis". Der Schaffensakt: „Eine Seele, die zur Tafel geht."

Wir sind beim reinen Subjektivismus: Der Künstler schafft sich einen eigenen Zeichenapparat, organisiert damit mosaikartige Bildstrukturen und harmonisiert sie zu wundervoll aus-balancierten Anatomien. Bildnerischer Umgang mit den Zeichen eines gleichsam unbekannten Alphabets, zu grafischen Arabesken gereiht, rhythmisch akzentuiert, bis irgendeine Symbolik in die Sinne springt: „Das abtastende Auge ein weidendes Tier." Und überall Raum für Traum - zwischen den Polen Weite und Enge, Puzzle und Poesie, zwischen Heiterkeit und Strenge, Polemik und Ironie.

Ironie aber nicht als flapsige, flaxige Un-Art, sondern als funkelnden, sprühenden Un-Ernst, der zwischendurch rasch mal sein koboldisches Unwesen treibt. Faktenfetischisten, die mit unkalkulierbarem Phantasiegespiel nichts anzufangen wissen, sehen da vielleicht lediglich Komik und Kuriosa, wo es sich doch um grafische Pretiosen handelt. Gut, auch mit gewisser Infantilität wird geliebäugelt, aber es ist solche von der hochkultivierten Sorte: virtuose Vereinfachung, wie sie aus großem ästhetischen Vergnügen resultiert. Die Farbfelder nicht zu vergessen, die sich zuweilen zu ornamentalen Teppichen fügen. Reine Farben leuchten auf in den filigranen Mustern, selbst Gold, und machen sie zuweilen zu abstrakten Ikonen.

Man lese dazu die parodierenden Bildtitel. Sie sind poetisches Zubehör, mitunter wohl auch nur ein Flop oder Spottspot. Esprit und Humor prickeln und perlen witzig und spritzig zwischen manchmal sehr tragischen Bildereignissen. Solcher Stilbruch kann einem instinktsicheren Stilisten wie Mörstedt jedoch keinen Abbruch tun, Irritation hält er für produktiv, mit ihr fertigzuwerden für geistigen Hochgenuß.


Dr. Edwin Kratschmer

 

Kurzweil am Horizont
1989

Designelement-leeres Bild
 

Muntere Festlichkeit in Sicht
2002

Designelement-leeres Bild

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