Otto Paetz
Da ist einer der Landschaft noch ganz erdnah, sie ist ihm Sanctum und weitweiter Erlebnisraum, er ist vernarrt in sie und macht sie zu seinem einzigen, jedoch unausschöpflich variantenreichen Motiv. Er liebt die Einsamkeit der Hügel und Täler, in die er- inzwischen fünfundachtzigjährig - immer noch ausschwärmt. Er fühlt sich zu Hause zwischen den Horizonten und schöpft daraus unermüdlich seine Werke. Das hat ihn schließlich zu einer festen Größe gemacht, von der die Rede ist, wenn von Thüringer Landschaftskunst gesprochen wird.
Ein direkter Zugang zu seinen Werken ist unmittelbar möglich, denn seine Bildsprache ist unkompliziert und meint, was sie zeigt. So betreibt er Naturinspektion ohne Arg. Er hält fest, was ihn festhält. Er verweist immer wieder auf die scheinbar einfachen Dinge an Weg, Straße, Rain, Hang und Hügel, auf Wiese und Heide, in Wald, Hain und Feld - und das lenzens wie herbstens, sommers wie winters, doch besonders das frühe Frühjahr reizt ihn, die Schneeschmelze im Graulicht, auch die per se poetischen Sonnen-untergänge. Die Sonne kommt indes kaum vor. Aber man spürt das Sonnige selbst noch im Grau. Das Graphitgrau ist ihm überhaupt die herrlichste Farbe, dem Betrachter aber leuchtet es bald grün, bald rot, bald blau und in vielen Nuancen. Das Licht ist oft diffus, obzwar es auch die Schatten gibt. So macht er uns das Alt-, All- und Wohlbekannte zum erneuten Seherlebnis.
Er bringt gern die Dimensionen von Enge und Weite ins Feld, die von nah und fern. Wege fluchten in Tiefen, Perspektiven zielen in Fernen. So führt er das Naturchaos doch immer wieder zu einer ästhetischen Ordnung und schafft damit innerhalb eines grafischen Gerüsts geologischer und botanischer Strukturen die Illusion vom Mitten-drin-Sein und von erlebbarer Räumlichkeit. Er gehört einem anderen Aon an. Seine Blätter haben längst ihre Liebhaber gefunden. Vielleicht auch deshalb: weil da einer noch gläubig auf die Unschuld der Natur pocht. Das macht die Paetzschen Arbeiten geradezu zu liebevollen Landschaftsreminiszenzen,
Dr. Edwin Kratschmer
zurück zur Liste