Peter Sylvester
Peter Sylvester holt mittels seiner Kunst das Makro- und Mikrokosmische in unser Bewußtsein. Er macht uns bewußt, daß der Nabel der Welt nicht auf unserem Bauch, sondern allenfalls in interstellaren Gegenden zu suchen wäre. Deren Weiten, Formen und Strukturen sind über unseren Planetenhorizont nur vage zu erschließen und sprengen alle unsere Vorstellungen. Da hält uns also einer u. a. auch einen Spiegel unserer Nichtigkeit vor, unserer Abhängigkeit von-ungeheuren Räumen und Zeiten, von ewig gärenden Elementen und ständig kreißenden Turbulenzen und liefert uns phantastische Momentaufnahmen von unserer flüchtigen Weltsekunde.
Und das in seiner ganzen Relativität: Wie der Mensch dennoch ideell und voller Neugier Besitz ergreift von Planet und Kosmos, deren ungeheuren Energien ausgeliefert, wie er - selber doch ein Stück Natur - die eineinmalige Chance nutzt, in ihnen sein Leben einzurichten... Und Sylvester, der vermessene All-Vermesser, setzt kühne Schnitte ins Universum, er läßt die Himmel splittern und zeigt uns die Genesis als unerhörten Gewaltakt zwischen Schöpfung und Verwüstung. Soweit die philosophische Fracht seiner künstlerischen Fiktionen. -
Dem Grafiker Sylvester aber liefern solche globalen Bildvorstellungen reizvolle Experimentiermöglichkeiten. Der einstige Chemigraph pflegte zunächst die klassische Radierung, reizte sie aus, zerstückte damit die Flächen in Facetten; dann erhielt er Kunde von der Serigraphie, experimentierte mit ihr, entwickelte sie zur fotomechanischen Drucktechnik, trieb sie zur Perfektion, wurde in der DDR zu dem Serigraphiker, eroberte sich schließlich die Technik des Densitrons, eines computergestützten, fernsehtechnischen Verfahrens, erspielte sich damit phantastische Color-Varianten, vermengte alles zu einer mixed media und begründete darauf seine neue Ästhetik des Machens und Wirkens. So verschmelzen bei ihm seine Kunde vom kosmischen Aon auf verblüffend überzeugende Weise mit seinen technischen Innovationen.
Dr. Edwin Kratschmer
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